Klimaschutz in der EU und weltweit

2015 erklärte die internationale Staatengemeinschaft bei den UN-Klimaverhandlungen in Paris, dass alle Anstrengungen unternommen werden sollen, um den globalen Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. In der Folge haben fast alle Länder nationale Klimapläne unter dem Pariser Klimaschutzabkommen eingereicht. Die Europäische Union verabschiedete mit dem Europäischen Green Deal ein umfassendes Paket zur Minderung ihrer Emissionen und der Erreichung von Klimaneutralität bis 2050.

INTERNATIONALER KLIMASCHUTZ: FORTSCHRITTE UND HERAUSFORDERUNGEN

Mit dem 2015 beschlossenen Pariser Klimaschutzabkommen ist der internationale Klimaschutz einen großen Schritt vorangekommen. 195 Staaten haben sich völkerrechtlich verpflichtet, alle fünf Jahre neue, ambitioniertere nationale Klimaschutzziele vorzulegen und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele zu ergreifen. Auf weiteren Klimakonferenzen wurden wichtige Regeln zur Umsetzung des Abkommens beschlossen. Dazu gehören eine umfassende Berichterstattung über Emissionen und Klimaschutzanstrengungen, die Ausgestaltung und Bilanzierung von Klimabeiträgen, und die Nutzung von internationalen Kohlenstoffmärkten. Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist der Beschluss zur ersten globalen Bestandsaufnahme von 2023, auf der eine Abkehr von fossilen Brennstoffen, eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien sowie eine Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 beschlossen wurden. Im Jahr 2024 hat sich die Staatengemeinschaft darauf verständigt, die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer bis 2035 auf 300 Milliarden USD zu verdreifachen.

Mit den bisher eingereichten Klimaplänen wird ein weiterer Anstieg der Treibhausgasemissionen vermieden. Dies führt zu deutlich weniger Erwärmung als vor dem Abschluss des Pariser Übereinkommens prognostiziert wurde. Aber: Zur Erreichung der Pariser Klimaziele müssen die Emissionen stark und schnell sinken. Hierfür ist es wichtig, dass die Staaten neue und ambitionierte Klimaschutzpläne einreichen. Ein Rückschlag ist der Rückzug der USA aus dem Abkommen Anfang 2025. Positiv hingegen ist, dass der globale Ausbau der erneuerbaren Energien schneller als erwartet ist und viele Staaten den Höchstpunkt ihrer Emissionen bereits überschritten haben oder kurz davorstehen. 

Neben dem Pariser Übereinkommen ist das Montrealer Protokoll über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, sehr wichtig für den Klimaschutz. Denn viele der ozonzerstörenden Stoffe sind sehr klimaschädliche Treibhausgase. Auch im Rahmen von internationalen Abkommen zum Luft- und Schiffsverkehr werden zunehmend verbindliche Maßnahmen zum Klimaschutz vereinbart.

DAS ZIEL FÜR EUROPA: DER ERSTE KLIMANEUTRALE KONTINENT

Im Jahr 2019 veröffentlichte die Europäische Kommission den „European Green Deal“ – ein umfassendes Konzept, um die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent umzugestalten. Dafür wurde das Treibhausgas-Reduktionsziel für das Jahr 2030 angehoben: Bis dahin sollen die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 reduziert werden. Nach der „Klimaneutralität“ im Jahr 2050 sollen in der EU negative Emissionen erzielt werden. Diese Ziele wurden in einem neuen Europäischen Klimagesetz festgeschrieben. Um diese Ziele zu erreichen, wurden zahlreiche ordnungsrechtliche und marktorientierte Instrumente überarbeitet sowie neue Strategien entwickelt.

ZENTRALE KLIMASCHUTZINSTRUMENTE AUF EU-EBENE: ETS

Der EU-Emissionshandel (ETS, Emission Trading System) ist ein zentrales Element der europäischen Klimapolitik. Unternehmen müssen jährlich CO2-Zertifikate für ihre Emissionen nachweisen. Dadurch werden Emissionsminderungen angeregt, entweder durch Steigerung der Effizienz oder durch eine Änderung des eingesetzten Energieträgers. Die Anzahl der Zertifikate ist über eine Obergrenze (Cap) gedeckelt. Die Zertifikate werden zum großen Teil über Auktionen gehandelt, zum Teil frei an Unternehmen vergeben, deren Wettbewerbsfähigkeit andernfalls als bedroht eingeschätzt wird. Ein zentrales Element ist die Marktstabilitätsreserve, die für ein angemessenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage an Zertifikaten sorgt. Sukzessive wurden und werden weitere Emittenten in das System einbezogen: zum Beispiel der Luftverkehr, der Seeverkehr und ab 2027 die Emissionen des Straßenverkehrs und der Gebäude im sogenannten ETS-2. In diesem gelten andere Preise als im ETS-1 und eine eigene Marktstabilitätsreserve. Die eingenommenen Gelder sollen dafür verwendet werden, die mit dem ETS-2 verbundenen Preissteigerungen sozial gerecht zu gestalten. Dazu soll auch der Klimafond-Sozialfonds dienen, über den die Auktionseinnahmen an die Mitgliedsstaaten zum Teil zurückverteilt werden. Ein weiteres, neues Element des EU-Emissionshandels ist der CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM, Carbon Border Adjustment Mechanism), der ab 2026 in Kraft treten wird: Importeure werden verpflichtet, die mit bestimmten Produkten verbundenen Emissionen durch Zertifikate auszugleichen. Dadurch soll die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Unternehmen gestärkt werden, so dass das System der freien Zuteilung schrittweise reduziert werden kann. 

ZENTRALE KLIMASCHUTZINSTRUMENTE AUF EU-EBENE: EFFORT SHARING

Die Emissionen der nicht vom ETS-1 erfassten Sektoren, vor allem Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und die kleine Industrie, werden innerhalb der EU vom sogenannten Effort Sharing reguliert. Den Mitgliedsländern werden dabei jährliche Emissionsziele gesetzt, die sie durch eigene Maßnahmen oder über flexible Mechanismen erreichen müssen. Das EU-weite Reduktionsziel für 2030 ist dabei auf die Mitgliedsstaaten entsprechend ihrer Wirtschaftskraft umgelegt worden. Reichere Länder haben dabei höhere Ziele gesetzt bekommen, da sie einerseits die Investitionskraft für emissionsmindernde Maßnahmen besitzen und andererseits durch Zukäufe von Zertifikaten von ärmeren Mitgliedsstaaten deren Transformation unterstützen können. 

ZENTRALE KLIMASCHUTZINSTRUMENTE AUF EU-EBENE: LANDNUTZUNGS-VERORDNUNG

Mit dem dritten Instrument, der Landnutzungs-Verordnung (LULUCF-VO), wird der Ausbau der natürlichen Senken gestärkt: Mit dieser Verordnung werden die EU-Mitgliedsstaaten angehalten, die Senkenwirkung aus Wäldern und Böden zu stärken und die Emissionen zum Beispiel aus Mooren zu mindern. Dabei müssen sie einerseits in den Jahren 2021-2025 die Emissionen und Senken mindestens in der Balance halten (no debit target) beziehungsweise bis zum Jahr 2030 die Netto-Senkenleistung des Sektors verstärken.

Weitere wichtige, revidierte Instrumente, die direkt die Reduktion der Emissionen in der EU und den Ausbau der erneuerbaren Energien bewirken, sind unter anderem die Erneuerbaren-Richtlinie (RED), die Energieeffizienz-Richtlinie (EED) sowie die Gebäuderichtlinie (EPBD), aber auch Emissionsstandards wie zum Beispiel für Neuwagen. 

UMSETZUNG AUF NATIONALER EBENE

Die Ausgestaltung des Instrumentariums für die Zeit bis 2030 ist damit weitgehend abgeschlossen, nun geht es vor allem an die nationale Umsetzung, damit die Ziele für das Jahr 2030 erreicht werden. Außerdem müssen nun die Reduktionspfade und Instrumente für die Zeit danach definiert werden. Eine wichtige Rolle werden dabei die technischen Senken sowie das gesamte CO2-Management einnehmen, ebenso wie Fragen des Neu- und Umbaus der Infrastruktur für emissionsarme Energieträger, CO2 und Strom- und Wärmenetze.

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Energiewende in Deutschland: der Kohleausstieg und die nächsten Schritte

Als Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen hat sich Deutschland verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030, um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Zentrales Element für den Erfolg der Energiewende ist die Abkehr von fossilen Energieträgern und der Ausbau erneuerbarer Energien.

Nachdem die Bundesregierung erstmals im Jahr 2010 mit dem Energiekonzept langfristige Klimaschutzziele definiert hat, wurden diese im Jahr 2019 durch das Klimaschutzgesetz erstmals rechtlich umgesetzt. Vor allem der Kohleausstieg ist entscheidend für die Zielerreichung bis 2030.

KOHLEAUSSTIEG: ZENTRALES ELEMENT FÜR DEN DEUTSCHEN KLIMAAUSTIEG 

In der Vergangenheit erfolgte der Großteil der Stromerzeugung in Deutschland in Kohlekraftwerken: Im Jahr 2000 betrug der Anteil der Kohlekraftwerke an der Stromerzeugung noch 50 Prozent. Basierend auf den Empfehlungen der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung im Jahr 2019 wurde im Jahr 2020 das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) beschlossen, welches die schrittweise Reduktion der Stromgewinnung aus Stein- und Braunkohle bis zum Jahr 2038 regelt. Im Jahr 2024 war der Anteil der Kohlekraftwerke an der Stromerzeugung bereits auf 20 Prozent gefallen. Die sichere Stromversorgung bleibt ein zentrales Thema der Energiewende. Um die Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten, ist es sinnvoll einen konsistenten Kapazitätsmechanismus für Deutschland zu entwickeln. Mit ihm sollen Stromerzeuger dafür bezahlt werden, dass sie gesicherte Leistung bereitstellen – um so auch in Zeiten von Stromknappheit die Stromversorgung zu sichern.

NACH DEM ATOMAUSSTIEG: DEUTSCHLANDS ENERGIEMIX IM WANDEL

Die Kernenergie in Deutschland ist kein aktiver Part der Stromversorgung mehr: Im Jahr 2023 gingen die letzten drei Kernkraftwerke vom Netz. Es hat sich gezeigt, dass der Ausstieg aus der Kernenergie gelungen ist, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden oder die Geldbeutel der Bürger*innen übermäßig zu belasten. Auch konnte ein Anstieg der Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern durch andere Maßnahmen kompensiert werden. 

Der Rückbau der kerntechnischen Anlagen, die immer noch nicht geklärte Frage der Endlagerung und daraus resultierend der Umgang mit den Zwischenlagern sind Themen, die Deutschland allerdings noch in Zukunft beschäftigen werden. 

PLANVOLLER AUSSTIEG AUS DER ERDGASNUTZUNG 

Nach dem erfolgreichen Atomausstieg und dem eingeleiteten Kohleausstieg rückt nun auch die Reduktion der Erdgasverstromung in den Fokus der Energiewende. Der Hauptanteil des in Deutschland benötigten Erdgases wird für die Gebäudeheizung genutzt oder um Prozesswärme für die Industrie zu erzeugen, rund ein Fünftel des Gasverbrauchs fließt in die Stromerzeugung. Nach dem russischen Angriffskrieg 2022 ist klar, dass aus anderen Ländern als Russland importiertes Gas deutlich teurer sein wird als von der Wirtschaft bisher erwartet. Deshalb ist ein Ausstieg aus der klimaschädlichen Verbrennung von Gas auch aus Gründen der Unabhängigkeit der Energieversorgung geboten.

Ein Großteil der Erdgaskraftwerke in Deutschland sind sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK), die nicht nur Strom produzieren, sondern auch Wärme auskoppeln. Um hier Emissionsminderungen zu erreichen, ist eine Einbindung alternativer Wärmequellen in die Fernwärmeversorgung notwendig.  

UMSETZUNG DER KLIMAZIELE MIT EINEM INSTRUMENTENMIX

Die Internalisierung der externen Kosten von CO2-Emissionen durch eine CO2-Bepreisung ist eine zentrale Grundlage, Emissionen möglichst kostengünstig zu reduzieren und Anreize für Investitionen in klimafreundliche Technologien zu schaffen. Das bestehende EU-Emissionshandelssystem (EU ETS), welches insbesondere die Energiewirtschaft und die Industrie umfasst, bildet dafür den entscheidenden Rahmen. 

Trotzdem kann man festgehalten: Wirksamer Klimaschutz ist angesichts der nötigen Anstrengungen nur mit einem Zusammenspiel verschiedener Instrumente möglich. Weil die Transformation immer stärker den Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher betrifft, wird die soziale Ausgestaltung von Energie- und Klimapolitik wichtiger. Außerdem spielen neben den sozialen Fragen Wettbewerbs- und Standortfragen für die Industrie eine immer größere Rolle.

Energie der Zukunft

Strom aus Sonne, Wind und Wasser – der Ausbau der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung ist die Basis der Energiewende in Deutschland. Regenerative Energien sollen bis 2030 insgesamt 80 Prozent des Strombedarfs decken. Aktuell beträgt ihr Anteil an der Energieerzeugung bereits über 50 Prozent. Strom aus erneuerbaren Quellen vermeidet nicht nur CO2-Emissionen direkt im Stromsystem, sondern kann auch in anderen Sektoren wie dem Verkehr oder in der Gebäudewärme zum Einsatz kommen. 

AUSBAU UND ERZEUGUNG ERNEUERBARER ENERGIEN NIMMT FAHRT AUF

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist von 211 Terawattstunde (TWh) im Jahr 2018 auf 266 TWh im Jahr 2023 gestiegen. Im Jahr 2023 wurden somit rund 53 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Energieträger gedeckt. Insbesondere die Stromerzeugung aus Windenergieanlagen und Photovoltaikanlagen sind für diesen Anstieg der Erzeugung verantwortlich. Die Leistung der installierten Wind- und PV-Anlagen ist von 118 Gigawatt (GW im Jahr 2018) auf 169 GW im Jahr 2023 angestiegen. Zum Vergleich: Die installierte Leistung fossiler Kraftwerke im Jahr 2023 betrug etwa 96 GW. Da diese Stromproduktion vom Wetter abhängig ist, steigt die Stromerzeugung nicht immer parallel zu den zusätzlich installierten Anlagen zur Stromproduktion. 

In den kommenden 20 Jahren braucht es den Zubau weiterer Anlagen: 

  • um Emissionen im Stromsektor ab 2045 vollständig zu vermeiden.
  • um den Energiebedarf lokal, umweltverträglich und unabhängig von fossilen Importen zu decken.
  • um ausreichend erneuerbaren Strom für Verkehr und Wärme bereitzustellen, der klimaschädliche fossile Brennstoffe ersetzt.

Besonderes Potenzial die großen Stromnachfrage in der Zukunft zu decken, haben die Photovoltaik und Windenergieanlagen. Entsprechend wurden die Ausbauziele für diese Technologien für die kommenden Jahre festgelegt. 

FOSSILE ENERGIETRÄGER ERSETZEN

Für den Klimaschutz ist der Ausbau der erneuerbaren Energien und hierbei insbesondere zur Produktion von erneuerbarem Strom zentral. Parallel müssen aber auch fossile Kraftwerke mit hohen CO2-Emissionen schrittweise weniger produzieren. Darum wurde politisch beschlossen, dass bis spätestens zum Jahr 2038 die Stromerzeugung aus Kohle ein Ende findet. 

KWK-Kraftwerke, die momentan Wärme und Strom erzeugen, werden heute häufig mit fossilem Methan (Erdgas) betrieben. Durch die Verbrennung von Erdgas und insbesondere auch durch die Methanemissionen bei der Förderung und dem Transport von Erdgas entstehen starke klimawirksame Emissionen. Aus diesem Grund ist auch die Stromerzeugung auf Erdgasbasis zu reduzieren. Aber Gaskraftwerke werden auch in Zukunft gebraucht, um zu Zeiten mit hoher Stromnachfrage und geringer Stromerzeugung auf Basis von erneuerbaren Energien die Last zu decken. Darum braucht es Gaskraftwerke die in Zukunft mit erneuerbaren Energieträgern wie Wasserstoff betrieben werden.  

FLÄCHENPOTENZIAL FÜR WIND UND SOLARENERGIE

Für den Ausbau der Windenergie an Land hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2032 zwei Prozent der Landesfläche bereitzustellen. Auch beim Ausbau der Photovoltaik gibt es ausreichend Flächen. Etwa die Hälfte des zukünftigen Photovoltaikausbaus soll über Dachanlagen erfolgen – also auf Wohnhäusern, Gewerbedächern oder öffentlichen Gebäuden. Die andere Hälfte soll durch sogenannte Freiflächenphotovoltaik gedeckt werden. Dabei sollen gezielt Flächen genutzt werden, die ohnehin schon versiegelt oder vorbelastet sind, etwa entlang von Autobahnen oder Bahnschienen. 

Eine vielversprechende zukünftige Lösung bietet die Agri-Photovoltaik: Sie zählt zur Freiflächen-PV, ermöglicht aber eine doppelte Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Stromerzeugung und Pflanzenanbau gehen hier Hand in Hand. Welche Flächen genau genutzt werden dürfen, wird durch die Regionalplanung der Bundesländer festgelegt. Dabei sorgt der rechtliche Rahmen dafür, dass Mensch, Natur und Landschaft geschützt werden. Klar ist: Es stehen genügend geeignete Flächen zur Verfügung, um die Klimaschutzziele zu erreichen – wenn wir sie klug und verantwortungsvoll nutzen.

NETZE UND SPEICHER: INFRASTRUKTUR DER ZUKUNFT

Die Energiewende führt zu stark schwankender Einspeisung aus Wind- und Sonnenenergie. Gleichzeitig steigt der Strombedarf – zum Beispiel durch Wärmepumpen und Elektroautos. Damit der Strom immer dort verfügbar ist, wo er gerade gebraucht wird, brauchen wir: 1. gut ausgebaute Stromnetze und 2. leistungsfähige Stromspeicher.

Das Stromnetz sorgt dafür, dass der Strom dorthin fließt, wo er benötigt wird – zum Beispiel von den windreichen Küstengebieten des Nordens bis in die Industriezentren im Süden Deutschlands. Ein starkes Stromnetz hilft zudem, Strom aus verschiedenen Ländern in Europa besser zu verteilen. So können wir uns gegenseitig unterstützen, wenn in einem Land mal weniger erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Außerdem macht ein ausgebautes Stromnetz unser Energiesystem widerstandsfähiger. Wenn es irgendwo zu einem Problem kommt, kann der Strom über andere Wege geleitet werden.

Das Stromnetz kann nur regional für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage sorgen. Weil Wind und Sonne manchmal sehr viel überschüssige Energie liefern, die zu anderen Zeitpunkten fehlt, braucht es Speicher. Wenn viel Wind und Sonne Strom liefern, wird der Überschuss gespeichert. Wenn wenig Wind und Sonne da sind, wird der gespeicherte Strom wieder ins Netz eingespeist. So unterstützen Speicher, dass jederzeit genügend Strom vorhanden ist – auch nachts oder an windstillen Tagen. Sie ermöglichen allerdings noch keine langzeitige Speicherung von Strom.

WASSERSTOFF UND E-FUELS: ERGÄNZUNG IM ENERGIEMIX

Wasserstoff und strombasierte Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, werden in der zukünftigen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen. Sie werden vorwiegend in solchen Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen, in denen erneuerbarer Strom nicht direkt genutzt werden kann. Das sind nach heutigem Kenntnisstand bestimmte Prozesse der Industrie oder die Energieversorgung des Flug- und Schiffsverkehrs. Analysen zeigen, dass die direkte Nutzung von Strom in Autos und Heizungen in den meisten Fällen günstiger und effizienter ist. Wasserstoff und E-Fuels würden in diesen Sektoren die Kosten stark erhöhen.

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Mobilitätswende für den Klimaschutz

Durch den Personen- und Güterverkehr entsteht heute, im Jahr 2025, rund ein Fünftel der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Das stetig wachsende Verkehrsaufkommen stellt die deutschen Klimaziele und damit den Klimaschutz vor eine besondere Herausforderung. 

Die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) des Verkehrssektors sollen bis zum Jahr 2030 auf 85 Millionen Tonnen sinken. Bis zum Jahr 2045 muss der Verkehrssektor klimaneutral sein. Doch nach wie vor ist der Klimaschutzbeitrag des Verkehrssektors unzureichend. Die Herausforderungen sind gewaltig und nur mit einer ambitionierten Klimapolitik im Verkehr kann die Wende gelingen, die THG-Emissionen des Verkehrs rasch zu senken. Gleichzeitig muss das ohne politische Lenkung wachsende Verkehrsaufkommen nachhaltig gestaltet werden – durch alternative Antriebe, vernetzte Mobilitätsangebote, gemeinsame Nutzung wie beim Carsharing und eine höhere Attraktivität öffentlicher Verkehrsmittel sowie des Fuß- und Radverkehrs.

KLIMASCHUTZ IM VERKEHR: VERMEIDEN, VERLAGERN UND VERBESSERN

Der Verkehr verursacht rund 20 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland – vor allem durch Pkw und Lkw. Bisher konnte der Verkehrssektor seine THG-Emissionen kaum reduzieren. 2024 betrugen diese knapp 143 Millionen Tonnen. Um diese THG-Emissionen rasch zu senken, müssen zeitnah Maßnahmen ergriffen werden.

Unterschiedliche Strategien können helfen, die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen. Verkehrsforschung und Verkehrspolitik verfolgen dabei Ideen, die sich meist den drei Strategien zuordnen lassen: 

  • Weniger Verkehr erzeugen (VERMEIDEN),
  • auf klimafreundliche Verkehrsmittel umsteigen (VERLAGERN) und
  • Verkehrsmittel umwelt- und klimafreundlicher machen (VERBESSERN). 

Theoretisch können vielfältige Kombinationen aus Ideen und Strategien helfen, den Verkehr klimaneutral und nachhaltig zu gestalten. Für die Praxis ist aber wichtig: Die Zeit ist knapp. Nicht jede Idee kann ihren vermeintlichen Klimavorteil einlösen, nicht jede Idee ist sozial gerecht, nicht jede Idee kann sich im Markt durchsetzen. 

In der Politik werden unterschiedliche Maßnahmen diskutiert. Häufig gibt es dabei mehr Optionen als jene, die durch die Medien die breite Bevölkerung erreichen. Bei der VERLAGERUNG im Verkehr sind sich Forschung und Politik weitestgehend einig darin, dass im Personenverkehr die Anteile des öffentlichen Verkehrs, also Bus und Bahn, und der Fuß- und Radmobilität steigen sollen. Im Güterverkehr ist eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene und das Binnenschiff für das Klima sinnvoll.

Bei der VERBESSERUNG im Verkehr ist die Elektrifizierung der Verkehrsmittel wesentlich – im Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge liegt ein besonders großes Klimaschutzpotenzial. Aus Sicht der Forschung ist die VERMEIDUNG von klimaschädlichem Verkehr sehr wichtig für den Klima- und Umweltschutz. Hier spielt die Raumplanung – also die Art wie unsere Orte und Städte aufgebaut sind – eine zentrale Rolle. Ein Beispiel ist die Stadt der kurzen Wege – ein Leitbild der Stadtplanung, in der räumliche Distanzen zwischen Wohnort, Arbeit und Dienstleistungen gering sind. Auch digitale Lösungen wie Homeoffice, Mobilitätsmanagement durch beispielsweise Fahrgemeinschaften und Verhaltensänderungen wie kürzere Urlaubsreisen oder Wohnortwahl können wichtige Stellschrauben sein. Bisher setzt die Politik kaum Anreize zur Verkehrsvermeidung.

KLIMAPOLITIK IM VERKEHR: INSTRUMENTENMIX

Gute Klimapolitik im Verkehr bedeutet, dass ein gut aufeinander abgestimmter Mix aus Maßnahmen die Elektrifizierung beschleunigt sowie eine Verlagerung und Vermeidung von Verkehren anreizt und ermöglicht. Dazu zählt das Ordnungsrecht, das etwa Fahrzeugherstellern Vorgaben zum CO2-Ausstoß ihrer neuen Fahrzeuge macht, die Festlegung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit oder der Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen. Dazu zählen auch finanzielle Maßnahmen, die sowohl klimaverträgliche Verkehrsmittel begünstigen als auch klimaschädliche verteuern. Dies ist besonders wichtig für den Zeitpunkt des Fahrzeugerwerbs. Außerdem braucht es Infrastruktur-Investitionen, um den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsträger erst zu ermöglichen. Zentral bleibt die Frage: Wie können diese Maßnahmen finanziert und zügig umgesetzt werden?

ELEKTROMOBILITÄT ALS SCHLÜSSELTECHNOLOGIE

Elektromobilität ist eine wichtige Option und die Potenziale sind groß. Auch wenn die Veränderung des Antriebs nicht alle Umweltprobleme des Verkehrssektors löst: Elektromobilität ist der richtige Weg. Denn Elektrofahrzeuge sind deutlich energieeffizienter als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und weisen daher auch beim heutigen Strommix bereits einen deutlichen Klimavorteil auf. Dieser Vorteil wird mit dem Fortschreiten der Energiewende weiter steigen. 

Allerdings dürfen die speziellen Herausforderungen der Elektromobilität nicht aus dem Auge verloren werden. Die benötigten Rohstoffe für die Batterien und Elektromotoren sind zwar ausreichend vorhanden, auch für ein weltweites Wachstum der Elektromobilität. Allerdings bestehen vor allem für die notwendigen Zwischenprodukte und Komponenten vielfach sehr starke Abhängigkeiten von einzelnen Lieferländern. Diese müssen nach EU-Strategien in den nächsten Jahren verringert werden. Bei der Förderung der Rohstoffe selbst müssen die damit verbundenen Umwelt- und Sozialprobleme berücksichtigt und Verbesserungen der Standards ständig eingefordert werden. 

Bei den Rohstoffen dominieren die Pkw den zukünftigen Bedarf im Vergleich zu den Lkw. Dies gilt für das benötigte Lithium ebenso wie für weitere Schlüsselrohstoffe der Antriebsbatterien sowie für Permanentmagnete und Seltene Erden für die Elektromotoren. Die benötigten Rohstoffe für die Herstellung der Ladeinfrastruktur, Umspannwerke sowie Erneuerbare-Energien-Anlagen sind im Vergleich zu den Rohstoffen für Fahrzeugkomponenten wie Lithium-Ionen-Batterien, Elektromotoren und Brennstoffzellen zwar nicht marginal, aber insgesamt von geringerer Relevanz. 

Sowohl für die steigende Rohstoffnachfrage als auch für ein durchdachtes Recycling der Elektroautos müssen Lösungskonzepte entworfen werden. Das Recycling spielt hier eine zentrale Rolle: Bei konsequenter Umsetzung der EU-Batterieverordnung könnten nach Szenarien des Öko-Instituts im Jahr 2040 rund 27 Prozent des Lithium- und sogar 45 Prozent des Kobaltbedarfs durch das Batterierecycling gedeckt werden.

E-MOBILITÄT IM STRASSENGÜTERVERKEHR

Der Straßengüterverkehr stellt nach dem Pkw-Verkehr weltweit den zweitwichtigsten Verursacher von CO2-Emissionen im Verkehrssektor dar. Noch dominieren Diesel-Lkw. Zahlreiche wissenschaftliche Analysen, aber auch Entwicklungsaktivitäten der Hersteller und deren Prognosen legen aber nahe, dass der batterieelektrische Antrieb auch bei schweren Nutzfahrzeugen die zentrale Technologie für die Dekarbonisierung des Güterverkehrs sein wird. Der schnelle Aufbau einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur ist dafür eine zentrale Herausforderung.

DIE ZUKUNFT VON LUFT- UND SEEVERKEHR

Die klimaschädlichen Emissionen im internationalen Luft- und Seeverkehr steigen seit vielen Jahren. Bis heute fehlen wirkungsvolle Mechanismen, sie einzudämmen. Zwar ist der Luftverkehr auf europäischer Ebene durch den Emissionshandel und die ReFuelEU Aviation Verordnung sowie auf internationaler Ebene durch das CORSIA-System der internationalen Luftfahrtorganisation ICAO reguliert, doch zu einer ambitionierten Minderung der Treibhausgasemissionen hat das bislang nicht geführt. Auch das Seeverkehrsaufkommen wächst durch den steigenden Welthandel immer weiter an, sodass ohne politische Regulierung zu erwarten ist, dass sich die Treibhausgasemissionen der EU aus dem Seeverkehr bis 2050 im Vergleich zu 2010 verdoppeln. 

Ein Umstieg auf batterie- beziehungsweise brennstoffzellenbetriebene Flugzeuge oder Schiffe wird aus heutiger Sicht nur ein kleines Segment bedienen können. Kernelement einer Energiewende im Luft- und Seeverkehr ist daher aktuell der Umstieg auf synthetische oder nachhaltige biobasierte Kraftstoffe wie Ammoniak, Methanol oder synthetisches Kerosin. Zudem kommt es auf Effizienztechnologien, Routenwahl und Geschwindigkeit und vor allem auch die Vermeidung von Flügen und Schiffsbewegungen an. Neben dem Antriebs- und Kraftstoffwechsel sind auch Energieeffizienzmaßnahmen und die Vermeidung von Flügen und Schiffsbewegungen wichtig.

DIE GESELLSCHAFT AKTIV EINBINDEN

Eine nachhaltige und langfristig gedachte Mobilitätswende muss über den alleinigen Einsatz innovativer Technologien hinausgehen. Sie erfordert den Einsatz und die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft mit der Zivilgesellschaft. Hierfür setzt sich die transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung ein. Bürger*innen werden zu Alltagsexperten und leisten durch aktive Planung und Umsetzung von Pilotprojekten in ihrem direkten Wohnumfeld einen Beitrag für eine nachhaltigere Welt. 

Auf ökologischer Seite können so beispielsweise ein Modal Shift – also die Verlagerung von Verkehr auf weniger CO2-intensive Verkehrsträger – und CO2-Einsparungen durch Mobilitätsangebote wie Car- oder Lastenrad-Sharing erreicht werden. Auf sozialer Ebene gehören die Stärkung bürgerschaftlichen Austauschs und eine höhere Aufenthaltsqualität durch Maßnahmen der Innenstadtbelebung zu den daraus resultierenden positiven Nachhaltigkeitswirkungen. Insbesondere die Erprobungsräume können durch das aktive Erleben und Testen zum Einstellungs- wie auch Verhaltenswandel in der breiten Bevölkerung beitragen. Daneben sind kommunale Akteur*innen der Stadtplanung, Nachhaltigkeit und Statistik gefragt, die durch eine fundierte Nachhaltigkeitsberichtserstattung Akzente in ihrer Öffentlichkeitsarbeit setzen, lokale Bedarfe einer gelingenden Mobilitätswende so aber auch noch transparenter in Richtung Landes- und Bundesebenen spielen können.

Klimaschutz durch Wärmewende im Gebäudebereich

Die Wärmeversorgung von Gebäuden ist für einen Anteil von rund 25 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Entsprechend hoch sind hier die Potenziale für den Klimaschutz. Zentrale Stellschrauben sind die energetische Sanierung und mehr erneuerbare Energien.

Schlecht isolierte Gebäude und veraltete Heizsysteme verursachen einen hohen Energieverbrauch. Insgesamt ist der Gebäudesektor für einen Anteil von rund 25 Prozent der deutschen CO2-Emissionen und 30 Prozent des Endenergieverbrauchs verantwortlich. Um die Klimaziele zu erreichen ist es notwendig, dass der Gebäudesektor bis 2045 klimaneutral ist. Bis 2030 soll eine Reduzierung um 40 Prozent der klimaschädlichen Emissionen im Vergleich zu 2014 bewerkstelligt sein.

EU: GROSSE POTENZIALE FÜR KLIMASCHUTZ IM GEBÄUDEBEREICH

EU-weit liegt der Anteil des Energieverbrauchs im Gebäudebereich bei etwa 60 Prozent – durch Raumheizung, Warmwasser, Klimaanlagen und Beleuchtung. 20 bis 30 Prozent könnten eingespart werden, setzten die EU-Mitgliedsstaaten innovative Lösungen im Gebäudebereich um. 

ZUKUNFTSPERSPEKTIVE: EIN KLIMANEUTRALER GEBÄUDESEKTOR

Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine umfassende Sanierung des Gebäudebestands sowie eine Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien notwendig. Veraltete und ineffiziente Öl- und Gasheizungen müssen rasch ausgetauscht werden. Eine große Rolle werden zukünftig Wärmepumpen und Wärmenetze spielen. Bestehende Heizsysteme müssen außerdem möglichst auf Niedertemperaturverteilsysteme umgerüstet werden, um die Energieeffizienz zu steigern. Auch der zunehmende Bedarf an Gebäudekühlung muss angesichts steigender Temperaturen im Blick behalten werden. Ergänzend müssen Wege gefunden werden, die stetig zunehmende Wohn- und Nutzfläche zu begrenzen, denn auch diese trägt maßgeblich zu den Emissionen des Gebäudebestands bei. Kommunale Wärmeplanungen legen den Grundstein für eine zukunftsfähige und wirtschaftliche Wärmeversorgung vor Ort. Zudem muss für ausreichend und gut ausgebildetes Fachpersonal im Handwerk zur Umsetzung der Wärmewende gesorgt werden.

POLITISCHER HANDLUNGSBEDARF: RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE WÄRMEWENDE

Um all dies wirksam umzusetzen, müssen stabile politische Rahmenbedingungen den Gebäudeeigentümer*innen sowie Handwerk und Wirtschaft Planungssicherheit geben. Aus Sicht der Wissenschaftler*innen des Öko-Instituts reicht es nicht, allein Fördermittel für die Sanierung und den Einsatz erneuerbarer Heizsysteme zur Verfügung zu stellen. Notwendig sind auch ambitionierte Emissionsstandards für Gebäude, der Ausbau und die Förderung von Wärmenetzen und deren Betrieb auf Basis erneuerbarer Energien. Steigende Mieten infolge von Klimaschutzmaßnahmen müssen für Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen im Blick behalten und abgemildert werden.

Die Politik muss die geeigneten Maßnahmen für den konkreten Gebäudeklimaschutz ergreifen. Mehr Gebäude müssen energetisch saniert werden und diese Sanierungen müssen trotz Fachkräftemangel qualitativ hochwertig und wo immer möglich energetisch ambitioniert erfolgen. Das Ziel ist eine „soziale Wärmewende“, die gesetzliche Vorgaben mit gezielten Entlastungen, Förderung und Schutzmaßnahmen für Mieter*innen sowie Anreizen für Heizungsindustrie, Stadtwerke und Kommunen kombiniert.

FORSCHUNGSBEDARF: INNOVATION FÜR DIE WÄRMEWENDE

Nicht zuletzt muss weiter an effizienten und zugleich nachhaltigen Hochleistungsdämmstoffen sowie modernen Sanierungskonzepten, die perspektivisch die Kosten der energetischen Sanierung senken, geforscht werden. Dämmmaterialien müssen künftig schadstofffrei und recyclingfähig sein.

Auch hinsichtlich wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen muss weiter geforscht werden. Welche Geschäftsmodelle können beispielsweise dazu beitragen die Wärmewende zu finanzieren und Menschen daran teilhaben zu lassen? Wie kann gesellschaftliche Akzeptanz für den Klimaschutz im Gebäudebereich erhöht werden? Was brauchen Menschen, um selbst aktiv zu werden?

Soziale Gerechtigkeit in der Energiewende

Die für die Energiewende benötigte Neustrukturierung der Energieversorgung erfordert neben einzelnen politischen und technologischen Neuerungen auch ein verändertes Nutzungsverhalten in privaten Haushalten. Es braucht einen energiesparenden Lebensstil sowie effiziente Geräte und Häuser, den Umstieg auf Elektromobilität sowie den Einbau klimafreundlicher Heizungen. Doch nicht alle Menschen haben gleiche Entscheidungsspielräume oder finanzielle Möglichkeiten für Investitionen oder Veränderungen. Diese soziale Dimension der Energiewende muss von Beginn an mitgedacht werden.

Staatliche Rahmenbedingungen müssen sicherstellen, dass soziale Auswirkungen der Energiewende berücksichtigt werden. Haushalte mit niedrigem Einkommen sind besonders betroffen, wenn Energiekosten beispielsweise wegen der CO2-Bepreisung steigen und sie nicht die finanziellen Mittel haben, um etwa ihr Gebäude zu sanieren oder auf eine Wärmepumpe umzusteigen, oder wenn sie zur Miete wohnen und von den Entscheidungen ihrer Vermieter*innen abhängig sind. Hier braucht es strukturelle Maßnahmen und Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass auch für diese Haushalte die nachhaltige Transformation – also der Weg von der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien und Energieverbrauchsreduktion – möglich ist. 

Ein Mix an Maßnahmen bietet sich an: von Investitionsförderung über Beratungsangebote bis zu direkter finanzieller Unterstützung. Ziel ist es, klimafreundliches Verhalten einfach zu machen und so die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende zu stärken.

WÄRMEWENDE SOZIAL AUSGEWOGEN UMSETZEN

Der Gebäudesektor ist einer der größten Verursacher für Treibhausgasemissionen in Deutschland, die Wärmewende ist daher unabdingbar. Energieeffiziente Sanierungen, der Umstieg auf erneuerbare Energien in der Wärmeversorgung sowie Änderungen im Verbraucherverhalten müssen rapide beschleunigt werden, um den Klimaschutz im Gebäudebereich voranzutreiben. Klimaschutzmaßnahmen beim Wohnen haben unterschiedliche Auswirkungen auf Mieter*innen, Vermieter*innen oder Eigentümer*innen. So haben etwa Mieter*innen deutlich weniger Spielräume, sich an der Gebäudesanierung oder der Heizungsumstellung auf erneuerbare Energien zu beteiligen. Vermieter*innen wiederum fehlt oft der Anreiz für eine anspruchsvolle, energetische Sanierung, da sie nicht von den eingesparten Energiekosten profitieren. Hauseigentümer*innen mit wenig Einkommen können sich eine Sanierung oftmals nicht leisten. 

Die Wohnsituation und die Belastung durch die Energiekosten sind stark vom Einkommen abhängig. Mietende mit geringem Einkommen haben eine deutlich kleinere Pro-Kopf-Wohnfläche und zahlen dennoch prozentual deutlich mehr für ihre Heizkosten. Sie haben überwiegend keinen Handlungsraum bei der Gebäudesanierung. Hinzu kommt, dass die sie überwiegend in älteren Gebäuden wohnen und durch Energiekosten stärker belastet sind. 

Energieeffizienzsanierungen der Gebäudehülle und der Ersatz veralteter Heizungen senken den Energieverbrauch deutlich. Damit reduzieren sich die Kosten, die Haushalte für Wärme und auch für den CO2-Ausstoß aufbringen müssen. Dafür sind Investitionen nötig, die beispielsweise durch eine entsprechende Förderung angereizt werden können. Während Hauseigentümer*innen die Entscheidung über eine Sanierung oder einen Heizungstausch beziehungsweise eine Heizungsoptimierung selbst treffen können und auch die Energiekosteneinsparungen in ihr Entscheidungskalkül einbeziehen, sind Mieter*innen davon abhängig, dass Vermieter*innen aktiv werden und investieren. Ein Teil der Modernisierungskosten kann auf die Miete umgelegt werden, die Energiekosteneinsparungen kommen den Mietenden zugute. Durch die soziale Ausgestaltung von Politikinstrumenten kann negativen Folgen von Klimaschutzpolitik für vulnerable Gruppen entgegengewirkt werden. 

Gleichzeitig muss eine soziale Ausgestaltung auch Anreize für Haushalte mit mittlerem und höherem Einkommen bieten, ihre Gebäude energieeffizienter und emissionsfrei umzugestalten. Dafür ist ein Politikmix, der klare und planbare Leitlinien vorgibt, fossile Energien verteuert und diejenigen finanziell fördert, die es aus eigenen Mitteln nicht umsetzen können, essenziell. Es braucht also Elemente des Ordnungsrechts wie beispielsweise Effizienzstandards, Preisinstrumente wie CO2-Bepreisung sowie finanzielle Förderung. Für Deutschland bietet sich dafür ein sozial differenziertes, einkommensabhängiges Förderprogramm für Energieeffizienzverbesserungen im Wohnbereich an. Ein solches Programm würde nicht nur einen Einkommensbonus für den Heizungstausch enthalten, sondern sich auch auf weitere Einzelmaßnahmen und die vollständige Sanierung und den damit erzielbaren Effizienzgewinn konzentrieren. Es zielt damit auf vulnerable Gruppen ab und fördert gleichzeitig die Energieeffizienz sowie CO2-Minderung.

SOZIALE AUSGESTALTUNG IM MOBILITÄTSBEREICH

Auch im Verkehrssektor in Deutschland müssen Emissionen erheblich gemindert werden. Es braucht die Verkehrswende, die ebenfalls sozial gerecht ausgestaltet sein muss. Denn der Zugang zu Mobilität ist ungleich verteilt. Mehr als 40 Prozent der Haushalte mit wenig Einkommen besitzt kein Auto und ist auf Bus, Bahn, Rad und Fußverkehr angewiesen. Der öffentliche Verkehr ist in den letzten Jahren teurer geworden und es fehlt an einem flächendeckenden Angebot, vor allem auf dem Land. Gleichzeitig begünstigen viele derzeitige Politikinstrumente im Verkehr einkommensstarke Autofahrer*innen überproportional. Eine soziale Ausgestaltung der Politikinstrumente ist für ihre Akzeptanz in der Gesellschaft unabdingbar, es braucht Mobilitätsgerechtigkeit.

Um Haushalten mit geringem Einkommen und eingeschränkten Zugang zum öffentlichen Verkehr den Umstieg auf ein E-Auto zu ermöglichen, ist es ratsam, Unterstützung beim Erwerb eines E-Pkw – zum Beispiel in Form eines Social Leasing-Programms für E-Autos – zu leisten. Weitere, wichtige Optionen, um Nachteile in der Infrastruktur auszugleichen sind unter anderem das Deutschlandticket, die Verfügbarkeit von lokalen Fahrdiensten, Lastenrad-Sharing oder Mitfahrplattformen.

START IM EIGENEM HAUSHALT: STROM SPAREN IM ALLTAG

Für den Stromverbrauch setzt die Bundesregierung im Energieeffizienzgesetz konkrete Einsparziele fest. Minderungen sollen in Unternehmen, der öffentlichen Hand und in privaten Haushalten umgesetzt werden. Die größten Stromverbräuche in den eigenen vier Wänden entstehen durch Informations- und Kommunikationsgeräte (Computer, WLAN, Mobiltelefon, Spielkonsolen, Fernseher, etc.), Haushaltsgeräte, Beleuchtung, Warmwasserbereitung sowie Klimatisierung. Neben der Anschaffung effizienterer Geräte gibt es viele Möglichkeiten durch Verhaltensänderungen weniger Strom im Haushalt zu verbrauchen: zum Beispiel durch Waschen bei niedrigen Temperaturen, Wäschetrocknen an der Luft, den Verzicht auf Klimaanlagen und mehr. 

Hausbesitzer*innen können zudem ihre Heizungsanlage durch hydraulischen Abgleich optimieren oder eine neue Umwälzpumpe in der Heizung einbauen und somit Strom sparen. Auch der Einbau von Technologien auf Basis erneuerbarer Energien wie beispielsweise Solarthermie hilft beim Stromsparen und wird durch die Bundesregierung gefördert. Die Installation von Wärmepumpen bewirkt den Umstieg von fossilen Energien auf Strom und senkt somit die Treibhausgasemissionen. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage und auch noch einem Stromspeicher werden deutliche Einsparungen erzielt. 

Egal ob Mieter*in oder Eigentümer*in: Jede*r kann Energie einsparen und Emissionen reduzieren. Die Nutzung von weniger Wohnfläche, kleineren Autos, Carsharing, ÖPNV oder Fahrrad sind ökologischer und meist auch kostengünstiger.

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Klimaschutz in der Wald- und Landwirtschaft

Die Land- und Forstwirtschaft trägt heute zur Überschreitung der planetaren Belastungsgrenzen bei und leidet gleichzeitig besonders unter den Folgen. Die Landnutzung ist durch klimawandelbedingte Überschwemmungen und Dürren immer mehr eingeschränkt, Ernteausfälle und -rückgänge sind die Folgen. Gleichzeitig sind weltweit rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen direkt der Landwirtschaft und veränderter Landnutzung wie etwa Waldrodung zuzurechnen. 

Genügend Lebensmittel zu produzieren und gleichzeitig die Belastungsgrenzen der natürlichen Systeme nicht zu überschreiten, ist die größte Herausforderung für die Landwirtschaft der Zukunft. Gleichzeitig muss sich auf Seiten der Verbraucher*innen etwas ändern. Im Moment essen die Menschen noch zu viel Fleisch- und Milchprodukte, zu fettreich und zu süß. Das ist nicht gut für die Gesundheit, aber auch nicht für die durch Land- und Forstwirtschaft beanspruchten Ökosysteme.

DAS KLIMASCHUTZPOTENZIAL DER WÄLDER 

Wälder sind Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie speichern und filtern Wasser. Ihre Bäume und andere Pflanzen wandeln CO2 in Sauerstoff um und binden Kohlenstoff aus der Luft. Für das Klima haben sie damit als natürliche Kohlenstoffspeicher und -senken eine besondere Bedeutung. Sie liefern Holz, das als nachwachsender Rohstoff vielfältig genutzt werden kann. Wälder besonders zu schützen und langfristig ökologisch zu nutzen, trägt deshalb direkt zum Klimaschutz und zum Erhalt von Biodiversität bei. Weltweit sind in den vergangenen hundert Jahren die Waldbestände der Erde durch intensive Nutzung und Rodungen für landwirtschaftliche Produktion um etwa die Hälfte zurückgegangen. In Deutschland ist die Waldfläche in den letzten Jahrzehnten zwar stetig gewachsen. Allerdings ist ein Fünftel der Bestände (entspricht 2,4 Millionen Hektar) akut durch den Klimawandel bedroht, hauptsächlich Monokulturen. Um die Resilienz des Waldes zu erhöhen, müssten mehr Waldflächen sich von Monokulturen in Mischbestände entwickeln und Wirtschaftswälder schonender genutzt werden. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass der Holzbedarf gesenkt wird, indem es effizienter vor allem für Holzprodukte genutzt und weniger direkt für Bioenergie verbrannt wird.

NATÜRLICHE SENKEN STÄRKEN

Der erste Schritt im Klimaschutz ist immer, Emissionen so weit wie möglich zu mindern. Aber selbst im ambitioniertesten Szenario bleiben Restemissionen – etwa aus der Landwirtschaft. Diese können durch natürliche Kohlenstoffsenken oder durch technische Optionen wie die Kohlenstoffentnahme aus der Luft ausgeglichen werden. Wälder, Moore und Seegraswiesen sind Ökosysteme, die Kohlenstoff aufnehmen und binden können. Sie spielen daher eine wichtige Rolle für den Klimaschutz. Gleichzeitig sind sie von den Folgen des Klimawandels bedroht. Extreme Bedingungen wie Dürre und Sturm sowie Krankheiten und massenhafter Käferbefall an Bäumen beeinflussen die Senkenleistung negativ. Waldmodelle wie das am Öko-Institut entwickelte FABio-Forest Modell helfen bei der Projektion der Waldentwicklung und somit der Einschätzung laufender und geplanter Schutzmaßnahmen.

NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT STÄRKEN

Landwirtschaft ist die Grundlage unserer Ernährung. Etwa die Hälfte der Landesfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Dabei ist die landwirtschaftliche Produktion abhängig von natürlichen Prozessen und damit ganz besonders dem Klimawandel ausgesetzt. Gleichzeitig trägt sie zum Klimawandel bei: 63 Millionen Tonnen Treibhausgase emittierte der Landwirtschaftssektor im Jahr 2023, das entspricht neun Prozent der deutschen Gesamtemissionen. 56 Prozent der Emissionen stammt direkt aus der Tierhaltung; etwa ein Viertel der Emissionen stammt aus dem Pflanzenbau und entsteht zum Großteil durch die Stickstoffdüngung. Die restlichen 20 Prozent stammen aus dem Energieeinsatz für landwirtschaftliche Maschinen, der Vergärung von Energiepflanzen und sonstigen Düngeranwendungen.

Die Emissionen aus der Landwirtschaft lassen sich über technische Minderungsmaßnahmen, aber vor allem über eine Änderung der Nachfrage reduzieren. Eine reduzierte Nachfrage nach tierischen Produkten kann zu einem Rückgang der Tierbestände beitragen und damit die Emissionen des Sektors reduzieren. Gleichzeitig sinkt damit der Flächendruck, da weniger Fläche für die Produktion von Tierfutter benötigt wird. Die verfügbare Fläche kann für die Wiedervernässung von Moorstandorten, Biodiversitätsflächen oder auch zur Schaffung einer neuen Kohlenstoffsenke auf landwirtschaftlichen Flächen – so zum Beispiel durch eine kombinierte Land- und Forstwirtschaft im Agroforstsystem – führen. Bei der Transformation der Tierhaltung zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und der Verringerung der Viehbestände sollte die Umstellung auf mehr Tierwohl, eine graslandbasierte Fütterung und eine Verringerung der regionalen Konzentration von Tierbeständen berücksichtigt werden. Allerdings ist eine Umstellung der Tierhaltung nur möglich, wenn sie wirtschaftlich tragfähig ist und die Betriebe Zugang zu alternativen Einkommensquellen haben. Durch die Nachfrage nach vielfältigen und nachhaltig produzierten Agrarprodukten entscheidet vor allem die Gesellschaft darüber, was und wie die Landwirtschaft produziert. 

Im Agrarbereich braucht es einen breiten gesellschaftlichen Diskurs sowie klare politische Ziele und Maßnahmen verbunden mit einem Zeit- und Finanzierungsplan für eine Agrarwende hin zu einer umweltverträglicheren und nachhaltigeren Agrarproduktion.

DIE ERNÄHRUNG DER ZUKUNFT

Anbau, Verarbeitung, Transport und Lagerung von Lebensmitteln, aber auch ihre Zubereitung und die Entsorgung von Resten verursachen rund 15 Prozent der Treibhausgasemissionen des privaten Konsums. Werden andere Umweltbelastungen wie beispielsweise die Belastung von Böden und Gewässern durch den Eintrag von Nitrat oder der Schwund von Biodiversität durch Pestizide und Monokulturen mitbetrachtet, steigt der Anteil auf über 25 Prozent der durch privaten Konsum verursachten Schäden für Umwelt und Klima. Gleichzeitig wird nur ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln genutzt, dagegen mehr als die Hälfte für die Bereitstellung von Futtermitteln für Tiere. 

Eine stärker pflanzenbasierte Ernährung zu fördern ist der wirkungsvollste Hebel, um unsere Ernährung nachhaltiger zu gestalten. Essen wir mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse und weniger tierische Produkte, kann der Tierbestand reduziert werden, was sich positiv auf Umwelt, Klima und Biodiversität auswirkt. Mehr pflanzliche und ökologisch erzeugte Lebensmittel, die regional angebaut und verarbeitet werden unterstützen die nachhaltige Transformation des Ernährungssystems. Zudem wirkt sich der ökologische Landbau vorteilhaft auf Böden, Gewässer, biologische Vielfalt und Klima aus. Den Bioanbau von Lebensmitteln zu stärken und gleichzeitig die Produktivität ökologischer Landwirtschaft zu verbessern, trägt daher unmittelbar zur nachhaltigen Ernährung bei. Kurze Wertschöpfungsketten für Lebensmittel sind eine weitere Strategie für ein nachhaltiges Ernährungssystem. So wird der Anbau kleinteiliger und vielfältiger, die Wertschöpfung bleibt in der Region und schafft Vertrauen sowie Wertschätzung für die Nahrungsmittelproduktion vor Ort.

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